Das war schon ein bemerkenswerter Vortrag, als Frau Dr. Constanze Wegener, Landesvorsitzende der SPD - AG-60-Plus, die Geschichte der SPD von allerersten Anfängen etwa um das Jahr 1840 bis in unsere unmittelbare Gegenwart hinein an uns vorüberziehen ließ. Aber darin waren sich wohl alle Seniorinnen, Senioren und Gäste einig: Das mag alles im Ergebnis eine Erfolgsgeschichte gewesen sein, aber bitteschön : wir wollen wissen, was wird denn jetzt.
Und für die darauf einsetzende Diskussion hatte die Referentin eine Fülle von Stichworten aus den brillant dargestellten historischen Abläufen geliefert. Dass Schröder sich nur wenig später öffentlich selbst zu Wort melden würde, um seine Agenda 2010 als Erfolg zu reklamieren, das ahnte vor einer Woche noch niemand. Die wenigsten hätten Schröder wohl gänzlich widersprochen, aber doch eine Menge Kritikpunkte wären genau wie an diesem Nachmittag hochgekommen, im Vortragsraum der Pforzheimer SPD-Geschäftsstelle in der Pforzheimer Goethestrasse am vergangenen Mittwoch. Die Bilanz der rotgrünen Koalition ist nicht schlecht, hatte die Referentin festgestellt: Atomausstieg, modernes Ausländerrecht, Riester-Rente, Gesetz gegen Diskriminierung und vor allem das Heraushalten aus dem Irak – Krieg, Verhältnis zu den USA an der Grenze einer Zerreißprobe, eine unglaubliche Kraftanstrengung und Nervenprobe für den Kanzler, das waren Lichtpunkte. Und dann kam Hartz IV. Schröder kämpfte wie ein Löwe, eindrucksvoll auch die Standhaftigkeit einiger Abweichler. Aber das ganze hatte dann eine starke soziale Schlagseite. Die, welche viel haben, wurden kaum belastet, die Kleinen bezahlten die Zeche. Der Aufschwung war nicht nur eine Folge von Schröders Agenda. Wir, die kleinen Leute, wir mussten dafür überwiegend Opfer bringen, tönt es vernehmlich. Das Entstehen und rasche Wachsen der Linken war eine Folge der Agenda Schröders, stellte die Referentin nüchtern fest. Und der Bruch mit den Gewerkschaften, war das nicht ein schwerer Fehler, wollte ein Frager wissen.
Was sollte heute Gegenstand sozialdemokratischer Politik sein, richtete die Referentin den Blick wieder in die Zukunft: Das unzureichende Bildungssystem endlich verbessern, die ungerechte Einkommens -und Vermögensverteilung endlich zurecht rücken und die Sozialversicherungen reformieren im Sinne einer Bürgerversicherung, in die alle einzahlen, also such Beamte ,Selbstständige und Freiberufler. Wer wird uns das jetzt noch glauben, nach allem, was in den letzten Wochen geschehen ist ? Wird Kurt Beck, der einige schwere Fehler gemacht hat, zu halten sein ? Sollte er überhaupt gehalten werden? Wie können wir wieder glaubwürdig werden bis zur nächsten Bundestagswahl, wenn erneut eine klare Abgrenzung zur Linkspartei gezogen werden muss ? Sorgenvolle Fragen, denen sich wohl niemand entziehen konnte und wollte.