Sehr geehrter Herr Reitz,
vor wenigen Tagen wurde die neueste Bevölkerungsprognose für Pforzheim von der kommunalen Statistikstelle veröffentlicht und im Jugendhilfeausschuss vorgestellt.
Wie Sie wissen, fehlen in Pforzheim über 600 Plätze in Kindertagesstätten, für nächstes Jahr kann der Fehlbedarf noch weit höher sein, vor allem wenn die Zuzüge nach Pforzheim steigen. Es ist erfreulich, dass unsere Stadt wächst und wir auch in der Lage sind, attraktive Wohngebiete auszuweisen. Die WSP hat schon beachtliche Erfolge in der Ansiedlung neuer Firmen erzielt und wir hoffen, dass mit der Entwicklung neuer Gewerbegebiete finanzstarke Unternehmen nach Pforzheim ziehen.
Sowohl für Familien, die neu nach Pforzheim ziehen, weil sie hier einen Arbeitsplatz gefunden haben, als auch für Firmen, die Mitarbeiter von außerhalb rekrutieren, ist eine gute städtische Infrastruktur unerlässlich! Zu den Schlüsselfaktoren zählt deshalb auch die Frage: gibt es für die Familien / Mitarbeiter ausreichend Kinderbetreuungsplätze?
Die Stadt Pforzheim wird aus eigener Kraft nicht in der Lage sein, in dem benötigten Maße Kitas errichten und ist deshalb in verstärktem Maße auf Investoren angewiesen.
Vor einigen Jahren hatte die WSP die Frage aufgriffen und im Rahmen eines „Unternehmerfrühstücks“ das Thema diskutiert. Die Verwaltung hatte den Unternehmern verschiedene Modelle der Unterstützung betrieblicher Kindertagesstätten vorgestellt. Leider wurde das Thema von Seiten der WSP danach nicht weiter verfolgt.
Wir haben in Pforzheim mehrere solcher Kindertagesstätten – zum Beispiel die Kita bei der Firma Witzenmann ( Träger: Caritas ) oder in der Arcus-Klinik ( Träger: Diakonie ). Diese Kindertagesstätten sind vorbildlich – und „ein Pfund, mit dem man wuchern kann“, wenn es um die Gewinnung qualifizierter Fachkräfte geht! Hier ging die Initiative aber von den jeweiligen Firmen aus.
Gestern wurde von der Bau & Grund in der Redtenbacherstraße eine neue Kindertagesstätte eingeweiht, Träger ist hier die Arbeiterwohlfahrt. Gerade in der Nordstadt ist der Bedarf an Kindertagesplätzen hoch und dort wo neue Gewerbegebiete bzw. Wohngebiete entstehen sollen, wird der Bedarf noch wachsen.
Ich sehe in dieser aktuellen Lage auch die WSP gefordert, mit den Unternehmen, die bereits ansässig sind oder es vorhaben, ins Gespräch zu kommen und Möglichkeiten für den Bau oder die Unterstützung eines solchen Vorhabens auszuloten! Denkbar wäre auch die Kooperation mehrerer Firmen in einem Gewerbegebiet.
Was spricht besser für einen Standort, als wenn eine Firma Belegplätze in „ihrer“ Kita anbieten kann? Für Pforzheim wäre die Entwicklung weiterer „Betriebs-Kitas“ ein echter Gewinn!
Mir ist bekannt, dass es durchaus Interesse diverser Firmen gibt, sich hier zu engagieren – die Verwaltung muss hier aber auch die entsprechende Unterstützung leisten und Firmen intensiv beraten und begleiten!
Ich bitte Sie, in Zusammenarbeit mit dem Dezernaten I, II und vor allem III einen entsprechenden Aktionsplan zu entwickeln! Es sollte ein Portfolio erstellt werden, das alle Möglichkeiten betrieblich unterstützter Kitas und deren Fördermöglichkeiten enthält, mit dem die WSP gezielt auf Firmen zugehen kann.
Ich freue mich auf eine entsprechende Initiative von der WSP!
P.S. nachrichtlich geht das Schreiben auch an die örtliche Presse.
Herzliche Grüße
Jacqueline Roos
Stadträtin